Sage vom Boten Veit

Nach einer Schilderung von Anton Führer

 

 

Am ärgsten trieb es der Kommandant selbst. Als diesem einst ein Rheinisches Edelfräulein auf dem Gange zur Kirche begegnete, befahl der Wüstling, es in seine Wohnung zu schaffen. Aber man verbarg das Fräulein in einer geheimen Kammer, wo es in seiner Not den heiligen Paulus um Hilfe und Rettung anflehte.

 

Der alte Bote Veit, der auf seinen wöchentlichen Botengängen in friedlichen Zeiten von seinem treuen Pudel begleitet wurde, kam auf den Gedanken, seinen Hund heimlich mit einem Brief nach Münster zu schicken, um dort die Not der Stadt kund zu tun. Dies geschah. Dem Pudel wurde der Brief am Halsband befestigt und dann das Tier heimlich aus der Stadt gelassen, das eilenden Laufes nach Münster trabte und sich in gewohnter Weise beim Herbergswirt Lobesam meldete. Dieser entdeckte den Brief und überbrachte ihn dem Bischof.

 

Sobald der Bischof die Not seiner treuen Stadt erfuhr, befahl er seinem Feldhauptmann von der Leyen, unverzüglich mit 300 Reitern aufzusitzen und hinter jeden Reiter einen Fußsoldaten auf dem Pferde mitzunehmen. Als diese tapfere Schar gegen Mitternacht vor der Stadt ankam, fand sie die Wälle an der Ems Seite unbesetzt,weil die Hessen gerade an diesem Abend ein wüstes Zechgelage hielte, und außerdem war solche Kälte eingetreten, dass sich an den Ufern eine Eisschicht gebildet hatte. Rasch warfen die Bewohner noch Stroh und Reisig in den Fluss, und nach wenigen Stunden war der ganze Fluss mit einer festen Eisdecke überzogen, so dass die Bischöflichen in aller Stille über das Eis in die Stadt eindringen konnten. Von den erbitterten Bürgern unterstützt, nahmen sie an den aus tiefem Schlaf erwachenden Hessen furchtbare Rache. Viele von diesen flüchteten sich in ihrer Todesangst in die Rauchfänge der Häuser, wurden aber von ihren Verfolgern mit Büchsenschüssen heruntergeholt.

 

 

Geschehen zu "Kaollem Paul"

am 25. Januar 1635